The Nest Is A Dog-House · That man’s best friend



Von Bernd Erich Gall


Wir kamen aus dem Hard Rock Cafe, 57th Street, Manhattan. Eigentlich wollten wir in eine Ausstellung im Cooper-Hewitt Museum, einem Design-Museum des Smithsonian Instituts, 5th Avenue. Der Ausstellungstitel lautete „Doghouse - that man’s best friend“.

Ich trug eine verbeulte Jeans und ein weißes Hemd mit Krawatte, mein Freund Korn eine dunklen Anzug. Wir machten zunächst noch einen kleinen Abstecher zum Central-Park.

In der Ferne bemerkten wir einen großen Menschenauflauf: Polizei, Sprungtücher, Feuerwehr, Blaulicht - hektische Betriebsamkeit. Ein junger Mann, der wie ein Affe im Wipfel eines hohen Baumes hing, schrie mit einem Megaphon in die Menge, beschimpfte sie und setzte zum vermeintlich tödlichen Sprung an.

Plötzlich stürzte sich ein Vogel auf den selbstmörderischen Krakeeler. Der ließ sein Megaphon fallen und klammerte sich krampfhaft am Baum fest. Ein Raunen ging durch die Menge. Immer wieder holte der Vogel zu neuen Angriffen aus, hieb mit seinem Schnabel auf Brust und Hände des jungen Mannes ein und zwang ihn zum Rückzug.

Unten wurde er von Sanitätern empfangen. Die Menge raunte, Hunde bellten.

Korn und ich warfen nochmals eine Blick nach oben: der Vogel saß in seinem Nest auf dem Dach eines kleinen Vogelhäuschens mit der Aufschrift „100“.


Hunde bellten wieder. Der Park lockte. Wir erinnerten uns an unser Vorhaben und vergaßen den Vogel wie auch den Tag, an dem dies geschah.



Text zu Objekt 358: Nest = Nest = (Awful Hole), 1998 · Vogelhaus ,Vogelnest, koloriertes Moos, Papier, Pigmente, Eierbecher · 29 x 18 x 23 bzw. 13 x 13 x 10 cm · © www.bernderichgall.de