Screen · To watch TV in a distance of security




Von Bernd Erich Gall




Er sitzt im Schaukelstuhl und liest: „Innerhalb einer mehr oder minder tristen Alltagswelt spielt die Television eine um so bedeutendere Rolle, zumal sie durch ihre reichhaltige Angebots- und Unterhaltungsstruktur Visionen belebt und so manch aufwendige Begegnung mit der Realität substituiert.“

Es gibt Tage, an denen sich Peter Korn wie ein Schatzsucher und Abenteurer vorkommt, besonders dann, wenn die Jalousien seines Zimmers der Mittagssonne trotzen. Seit Tagen hat er das Zimmer nicht verlassen. Seine Blicke hängen starr.

Heute hat er das Gefühl, dass sich nicht der Schaukelstuhl sondern seine Umgebung bewegt.

In der Küche läuft die Kaffeemaschine. Auf dem Herd steht ein Topf mit Wasser und koch vor sich hin. Das Rasseln seiner Lungen übertönt alles.

Heute abend wird er im Wald einen Spaziergang machten, er wird sich auf ein moosiges Plätzchen legen und zum Himmel blickten. Wie in einem Spiegel wird er sich selbst sehen, so geradewegs liegend auf dem Moos: eine langweilige Erscheinung inmitten eines zähen Tages. Am Ende wird er sich wie gewöhnlich in seinem Zimmer aufhalten - in seinem Zimmer.

Und dann das gleiche Programm. Er ist zufrieden, die Fernbedienung auf seinem Schoß, die Augen starr aufs große Fenster.



Text zu Objekt 316: Screen With Brightness, Contrast And Volume, 1998 · Bildschirm, koloriertes Moos, Pigmente · 32 x 30 x 29 cm · © www.bernderichgall.de