Foothill


Von Bernd Erich Gall




»Hat da jemand was gesagt? - Foothill? - Ja, hab verstanden.« »War das nicht drüben beim Venice Beach?« Franz setzt sich ans Fenster. Sein Zeigefinger pocht gegen Glas: Tock, tock, tock. Er atmet ruhig.

Es beginnt zu regnen. Das Fenster ist mit feinen, silbernen Perlen überzogen, die immer wieder ihre Bahnen nach unten ziehen.

Seine Augen sind trocken und leer. Tock, tock, tock, das Fensterglas wird zum Spiegel. Alt und verbraucht klebt ein Bild auf Glas, und er sieht wie immer - so gut es geht - hindurch.

»Was hab ich getan?« Keine Antwort. »Dort drüben erwartet mich der, der keine Schmerzen kennt. Dort, siehst du ihn? Ja, der, der keine Schmerzen kennt.« »Er sieht aus, wie dein Sohn, so jung und unbeschreiblich aufgeweckt.«

»Wie recht du hast.« Franz nimmt einen Schluck aus der Tasse und lächelt sich zu: »Du bist schon ein verrückter Kerl. Hast es einfach so geschafft, einfach so, als ob das immer so gewesen wäre. Bist eben ein Mordskerl, bin stolz auf dich. - Und sag mal, du kannst wirklich durch Rehe hindurchgehen, ja? Verrückt, irgendwie verrückt.«

Heute ist Donnerstag und donnerstags geht Franz ins Kino. Oben am Hollywood Boulevard. Seine Augen sind trocken und es ist an der Zeit, sich auf den Weg zu machen. Am Sonntag nach Pasadena (Foothill), am Montag Santa Barbara. »Ich bin soweit«, flüstert er, »ja, gehen wir, lass uns verschwinden.«


Text zu Video "Foothill" · 61 min · 2000 · © www.bernderichgall.de