Brisbane




Früh am Morgen, da die Flut ihren Höchststand erreicht hat, schleicht ein deutscher Schäferhund durch den kühlen grauen Strand der Bretagne. Die braune Morgensonne verfängt sich in seinem dichten Fell, und er hat Angst vor seinem deutschen Herrn. Jener wirft große, runde Steine. Sie hüpfen durch die Luft und fallen in den Wellensand. Der deutsche Hund riecht Heimatland.

Zur selben Zeit werden drüben im australischen Brisbane unendlich lange Strände zur Wand, da draußen Osten folgt und die Queen wieder mal nach Westen macht, geradewegs nach Santa Monica, Kalifornien. Dort am Pier, beim Pacific Park, sitzt derselbe deutsche Hund, doch ohne seinen Herrn. Er wartet auf die Queen, doch beide sind sich so nahe wie Ost und West.

In der Bretagne greift der deutsche Herr inzwischen nach immer größeren Steinen und wirft sie gegen Segelschüler. Diese fallen aus ihren Booten und schwimmen halb betäubt an Land.

Gegen Abend weht ein rauer Wind, so zwischen Ost und West, und alle schlafen, da es Mitternacht wird.





Bernd Erich Gall: Malbuch eines Idioten, 2006 · 06-02-24 · www.bernderichgall.de