Maler, Hunde und Scharia
Von Bernd Erich Gall
Wenn Herr Seltenreich sein Gesicht verliert, dann gnade uns Gott. Dann ist er wie ein verwundbares Tier und wendet sich unberechenbar gegen Freund und Feind. Er lallt eine Kiste nach der anderen voll, nichts ist ihm heilig, und am Ende verkündet er drakonische Strafen gegen Leib und Leben.
So ein Psycho hat ganz schön was los und mein Analytiker würde etwas in der Art ablassen wie: »Synkretistische Systeme benetzten sein verlorenes Gesicht« oder »alles gipfelt in seinem protektionistischen Gegenüber, dem Bild, das er loswerden will«. Ja klar, es geht wieder um Bilder und keiner will sie haben. Das alte Lied. Maler und Hunde ..., was will man dazu sagen. Noch schnell ein Regal ausgeräumt und die Sache ist gegessen.
»Engel betreten nur Häuser, in denen keine Bilder und Hunde sind«, bellt Herr Seltenreich, und er ist wieder mal voll in Fahrt, voll drauf, absolut daneben und abgespacet.
Vielleicht schafft er es heute, sein Gesicht so zu verlieren, dass es außer ihm keiner wieder findet. Amen.
Bernd Erich Gall: Malbuch eines Idioten. 2006